WAS für eine Erholung. WELCH ein Durchatmen. Nie war die Luft so klar wie heute. Nie heißt im Zeitalter der Aufmerksamkeitsökonomie: so weit ich mich entsinne. Wer heute vergessen hat, was er gestern getan, wird sich morgen schwerlich erinnern, in welcher Zeit er gelebt. Ein Tag folgt dem anderen, Banalitäten und Besonderheiten verdrängen ein-ander aus den Schlagzeilen oder Sondersendungen. Den makellosen blauen Himmel – bemerken wir ihn überhaupt? Ist uns klar, dass wir jahrzehntelang klaglos den Scheißdreck aus Industrieschornsteinen und Auspuffrohren inhaliert haben? Bis in unser Unterbewusstsein hat man uns sozialisiert, Müll und Miasmen als notwendige Begleiterschei-nungen unserer Wohlstandswelt zu akzeptieren. Ja, es gab Fragen und Zweifel, es gab Menschen, die mahnend die Hände und die Stimme erhoben, warum es Wohlstand nicht ohne all die Widernisse geben kann. Aber es waren ihrer zu wenig, ihre gereckten Hände nicht zahlreich genug, ihre Stimmen zu dürr im Lärm unserer Zeit.

Jahre, Jahrzehnte vergingen. Die Zerstörungen wurden größer, das Elend weltweit wuchs. Aber irgendwie verstanden es die Menschen in den reicheren Teilen der Welt, die Kehrseite des Konsums zu verdrängen. Sogar die, welche sich bewusst zu verhalten vermeinten, tappten in die sophistische Falle des Kapitalismus: der Elektro-SUV wider den ÖPNV, der A+++-Side-by-Side-Kühlschrank wider den täglichen Kauf frischer Lebensmittel, Fair-Trade-Produkte aus Übersee wider die konventionellen Produkte lokaler Anbieter. Verzicht ist auf beiden Seiten des Grabens ein überkommener Begriff, wird er doch gleichgesetzt mit Rückschritt. Es ist der dem Kapitalismus inhärente Wachstumsimperativ, der die Menschen aller Erdteile zu hörigen Konsumsklaven macht und sie zwingt, wider die Vernunft zu handeln: Reiche, weil sie gierig nehmen; Arme, weil sie gern nähmen. So wird am Ende auch dieser Krise fast alles wieder so sein, wie es am Anfang war.

Fast.


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