Konsum & Konsorten
Lidl feiert am 1. Juni Weltkindertag, wirft in unvorstellbaren Mengen Spielzeug und Kinderkrams auf den Markt – und nimmt ganz schamfrei den (falschen) Weltkindertag zum Anlass dafür.
Die REWE-Kampagne schimpft sich „Strohwohl – Aus Respekt vor Tier und Natur“ und verspricht voll-schweinefleisch-mundig „Genuss mit gutem Gewissen“.
Beim Thema „Tierschutz“ kommt mir stellvertretend für all unser armes Nutzvieh das kalte Grausen. Den Verantwortlichen der „Initiative Tierwohl“ scheint kaum klar zu sein, dass sie aus einer rein ökonomischen, vor allem aber anthropozentrischen Perspektive auf das Wohl und Wehe unserer Mitgeschöpfe schauen.
Zalando, Europas führende Online-Plattform für Mode, greift uns mit seiner Holiday-Kampagne „Wir werden uns wieder umarmen“ ausnahmsweise mal nicht in die Tasche, sondern ans Herz.
Ein wesentlicher Aspekt unseres neureichen westlichen Gebaren, das zutreffend als „Imperiale Lebensweise“ charakterisiert wird, ist die feiertägliche Verfressenheit, die jeden noch so dehnbaren Gürtel aus der Naht reißt.
Wessen zweifelhaftes Vergnügen es war, das wenig informative Supplement der Welt am Sonntag – genannt ICON – in der Hand zu halten, wird sofort der Leere hinter all dem zur Schau gestellten Reichtum gewahr.
Es gibt anspruchsvoll produzierte Werbewurfsendungen. Es gibt solide gebaute Schweinebauchanzeigen. Und es gibt den Briefschlitz zumüllendes bedrucktes Papier.
Schweinebauchanzeigen gelten in Werbekreisen als die Schmuddelkinder der Produktkommunikation.
„Schnaps ist gut für die Cholera“, klang es schon aus den Kehlen jener Generationen, die im nicht mehr ganz neuen Jahrtausend mehrheitlich wohl das Zeitliche gesegnet haben sollte.