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Ein wesentlicher Aspekt unseres neureichen westlichen Gebaren, das zutreffend als „Imperiale Lebensweise“ charakterisiert wird, ist die feiertägliche Verfressenheit, die jeden noch so dehnbaren Gürtel aus der Naht reißt. Kein Ostern, kein Weihnachtsfest kommt ohne das uns Verbraucher aufgeilende Werbegetrommel aus, unsere Gier nach den Delikatessen aller Damen und Herren Länder zu befeuern. Keine Speise ist zu exotisch, kein Genuss zu ergetzlich, als dass die Konsumgütergenossen dies nicht mit Hilfe einer wirksamen Werbehurerei an die verfressene Meute Feierwilliger verfüttern wollten.
„Draußen wird es kälter, die Abende werden kuscheliger, und Weihnachten klopft immer lauter an die Tür“, meint Lidl. Ok, wenn die Klingel kaputt wäre, darf Weihnachten gern an meine Tür klopfen. Vorausgesetzt ein Nachbar hat das Viech schon in den Flur des Mehrparteienhauses gelassen. Oder meint Lidl, das Gros seiner Kunden würde im schmucken Eigenheim hausen? Ja gut, dann ist auch klar, warum die Abende kuscheliger werden. Wem in einer balkonlosen und vollgestellten 65-Quadratmeter-Wohnung bald die Decke auf den Kopf fällt, weil spätestens nach Erlöschen des Arbeitsrechner Langeweile und Verdruss einziehen, der soll doch mal die Fresse halten und sich laut Lidl einfach was gönnen. Bist du ohne Eigenheim, schieb dir noch was Feines rein.
„Was würde wohl der Nikolaus dazu sagen, wenn er all die winterlichen Genüsse probieren könnte, die die Vorfreude auf Weihnachten wecken?“, fragt ALDI Süd. Ich bin ziemlich sicher, dass niemand diesen vollgefressenen Fettwanst verstehst, wenn er mit dem Mund voller Festtagsschmäuse sich zu artikulieren versuchte. Aber nehmen wir es diesem alten weißen Mann nicht übel, der dem diabetischen Weihnachtsmann mit der Coca-Cola-Plauze zum Verwechseln ähnlich sieht, dass er die Finger einfach nicht bei sich behalten kann. Wenn er nicht gerade die Rangen mit seiner Rute piesackt, dann schiebt er sich halt die Schokoriegel rein. Irgendwoher muss das Gewicht ja kommen.
In unserer event-geschädigten Gesellschaft ist das umfassend inszenierte und von lukullischen Genüssen gekrönte Weihnachtsfest die „must have experience“ der Saison, welche die Instagram- und Facebook-Serverfarmen jedes Jahr aufs neue in die Knie zwingen. Milliarden von dummen und dümmsten Schnappschüssen, Kommentaren, Likes und Shares verseuchen die sozialen Medien und verblöden unser Hirn. Das immergleiche Spektakel, die Krönung des Unglaubens in unserer entgöttlichten Welt. Wir fressen und scheißen uns um den Verstand, wir verbrauchen in nicht einmal vier Festwochen die gleiche Menge an Ressourcen, wie es wahrscheinlich alle Menschen zusammengezählt – vom Anbeginn der Menschheit bis hinein in die frühe Neuzeit – nicht hätten verballern können. Am 22. August war in diesem Jahr übrigens wieder der „Erdüberlastungstag“, was bedeutet, dass wir als Menschheit bis zu jenem Tag genau so viel verbraucht haben, wie uns die Erde an Ressourcen zur Verfügung stellt. An jedem weiteren nachfolgenden Tag verbrauchen wir folglich mehr als überhaupt zur Verfügung steht. Na denn: Frohes Fest.
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